Der Rheingau ist ein Weingebiet. Punkt! Eigentlich wäre damit schon alles gesagt, wenn in den Weinkellern der Region nicht unzählige Schätze und Besonderheiten liegen würden, auf die man unbedingt mal einen Blick werfen sollte. So war ich also im Rheingau bei Weinverkostungen und auf den Spuren des Rieslings u.a. im Kloster Eberbach und in der hessischen Staatsweinkellerei Steinberger. Ich ging der Frage im Weingut Allendorf nach dem Zusammenhang zwischen Licht, Wein und Geschmack nach und stand unter Pilzen, die sich an der Decke des Weinkellers im Schloss Johannisberg befinden.
Nein, das in der Überschrift ist kein Fehler. Im Weinkeller vom Kloster Eberbach über Eltville am Rhein lagern tatsächlich Weine aus den besten Jahrgängen seit 1706. Dass der Keller dann besonders alarmgesichert ist, versteht sich von selbst. Du solltest also beim Fotografieren deinen Arm nicht zu weit durch das mächtige Stahltor recken. Eine Info die ich erst am Ende erhalten habe. Sonst steht schnell der Wachdienst oder die Polizei vor der Tür. Passiert ist zum Glück nichts!!!
Eine schöne Gelegenheit das Kloster und seine Geschichte, sowie seine Weine kennen zu lernen, bietet sich im Rahmen einer Schlender-Weinprobe. Besonders schön ist der Abschluss im Weinkeller und seiner düsteren Atmosphäre.
Als das Kloster in seiner ursprünglichen Funktion betrieben wurde, lebten dort 150 Mönche. Diese hatten es geschafft, sich im 18. Jh. auch als langfristig etablierte Geschäftsleute zu mausern. Die Mönche bewirtschafteten 7000 Hektar Fläche. 5% davon bezogen sich auf den Weinbau und der Rest der Fläche diente der klassischen Landwirtschaft. Durch die Lagerung des Weines und des so vorhandenen Vorrats konnten sie damit aber 85 % des Umsatzes machen. Die schweren Maschinen, um aus den Trauben den Saft für den Wein zu gewinnen, wurden von den Mönchen alle von Hand betrieben.
Die 150 Mönche hatten ein hartes Leben. Ihr Arbeitstag dauerte zwar "nur" sieben Stunden. Aber es galt die Regel, dass genau so lange gebetet wird, wie gearbeitet. Aufgestanden sind die Mönche schon zwei Uhr in der Früh, das erste Essen gab es erst am Mittag und gesprochen werden durfte erst, nachdem jeder seine 250 ml Tagesration Wein geleert hatte.
Beeindruckend groß ist die Kirche des Klosters, die heute bspw. auch als Veranstaltungsort für Konzerte genutzt wird. Um mal eine Vorstellung von der Dimension zu haben: Die 150 Mönchen hatten Raum, der aktuell von 1.400(!) Konzertbesuchern genutzt wird.
Wer mehr solcher spannenden Infos in Erfahrung bringen möchte und zudem wissen will in welchen Räumen der Film "Der Name der Rose" gedreht wurde, sollte sich die Schlender-Weinprobe einmal genauer anschauen: Schlender-Weinprobe und Anmeldung.
Das Staatsweingut am Steinberg zwischen Kloster Eberbach und Hattenheim ist quasi der Vertrieb für das Kloster Eberbach. Hier werden im Jahr 1,6 bis 1,8 Millionen Liter Wein umgesetzt. 2018 waren es gar 2,4 Millionen Liter. Eine besondere Erfahrung war der alkoholfreie Wein. Für mich war er geschmacklich nah an einem Wein mit Alkohol. Vor allem an heißen Tagen ist es eine tolle, erfrischende Angelegenheit. Etwas was du unbedingt mal probieren solltest. Denn wie uns das Weingut Allendorf später beweisen wird, wird der Geschmack von vielen Faktoren geprägt ;-)
Das Ambiente des Weinguts ist eher kühl und pragmatisch. Die gelagerten Fässer, die den Wein beherbergen, befinden sich nüchtern in einem mit Rotlicht beleuchteten Raum. Ein spannender Kontrast zu den historischen Weinkellern. Und vergesst nicht, den alkoholfeien Wein zu probieren, wenn ihr mal dort seid. Eine wirklich gute und überzeugende Wahl.
Das Schloss Johannisberg bei Geisenheim mit dem ältesten Riesling-Weingut der Welt hat eine spannende Geschichte, da nicht zuletzt Fürst von Metternich einst hier lebte. Am besten lässt sich alles im Rahmen einer Führung mit Wein- und Sektverkostung von Rainer Philipp vom Schloss Johannisberg kennenlernen. Er bietet Führungen für Gruppen von 10 Personen an und so erhält man einen Zutritt zu dem Weinkeller von Schloss Johannisberg und sogar einen Blick in die Bibliotheca Subterrinea – ein Weinkeller, den man als Bibliothek bezeichnet hat. Es klang halt auch damals schon besser: „Ich gehe mal kurz in die Bibliothek.“ als „Ich geh‘ in den Keller trinken.“ Aber es ist schon beeindruckend zu sehen, welche Weine aus besonderen Jahrgängen dort lagern und zu hören was es damit auf sich hat.
Nach einem köstlichen Begrüßungssekt unter dem stattlichen M von Metternich gab es eine Weinverkostung. Und nein: Die Flasche von 1748 blieb natürlich zu. Auch wenn sie nach Rainer Phillipp „noch trinkbar, aber kein Genuss mehr wäre“. Dafür gab es einen wunderbaren Riesling aus einer 2018er Spätlese bei fantastischer Atmosphäre.
Auffällig in den Kellergewölben waren die Pilze an der Decke. Wer hätte gedacht, dass diese gut und wichtig sind – und scheinbar Alkoholiker :-) Denn sie ernähren sich, so das Hörensagen, hauptsächlich von dem Alkoholgehalt in der Luft und sorgen so dafür, dass es im Keller nicht modrig riecht. Daher bekommt man auch nur in Gruppen ab und an Zutritt zu den Kellergewölben, um dieses Mikroklima zu wahren.
Oder rot, oder orange, gelb, grün.
Häh? Denkt ihr euch jetzt. Zu Recht! Aber von Anfang an: Betrittst du das Weingut der Familie Allendorf in Oestrich-Winkel, scheint es zunächst nicht sonderlich viele Auffälligkeiten zu geben. Ein netter Empfangsbereich, Souvenirs können gekauft werden – Weine natürlich auch. Alles lässt eine gewöhnliche Weinverkostung vermuten. Denkst’e jedenfalls. Pustekuchen! Mit Beginn der Weinverkostung gibt es … ein(!) ziemlich volles Glas Wein. Fertig!
Denn jetzt kommt der Clou: Im Weingut Allendorf findet die Allendorf.Wein.Erlebnis.Welt statt. Dort kann man in einem großen Raum bei verschieden Lichtverhältnissen bzw. verschiedenen Beleuchtungsfarben seinen Wein kosten. Ich bin relativer Laie, was Wein anbelangt. Wenn er Schmeckt ist es schön. Daher fand ich es super spannend, wie die Geschmacksnerven von den unterschiedlichen Farben beeinflusst werden. Teils waren die Unterschiede wie Tag und Nacht von „Mmhhh, richtig lecker!“ bis „Hmmm, was habt ihr noch zum Probieren?“. Die Vorführung ist übrigens ein von Allendorf entwickeltes und 2003 mit dem Innovationspreis des Bundes ausgezeichnetes Konzept.
Natürlich ging es danach noch „klassisch“ weiter und du kannst dich von der Qualität der Weine von Allendorf selbst überzeugen.
Hier findet ihr weitere Infos zur Wein.Erlebis.Welt.
Wenn du nach einer Unterkunft in der Nähe des Klosters Eberbach oder Eltville am Rhein suchst, schau einfach bei Booking.com* vorbei. Hier gibt es zahlreiche Angebote zu unterschiedlichen Preisen. In der Karte unten kannst du durch Zoomen auch sehen, wo die Unterkünfte genau im Rheingau liegen.
Noch ein kleiner Hinweis am Rande bzw. Ende: Der Besuch der Veranstaltung fand im Rahmen einer Pressereise statt, auf die ich von Rheingau Tourismus eingeladen wurde. Für diese Einladung möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bedanken! Alles hier zu lesende entspricht dennoch meiner persönlichen Meinung und Wahrnehmung :-)