Der Senso-ji-Tempel im Stadtteil Asakusa in Tokyo ist ein jahrhundertealter buddhistischer Tempel und einer der beliebtesten in der Hauptstadt. Dementsprechend wuselig kann es hier tagsüber auch zugehen. Im Senso-ji-Tempel kannst du etwas ganz besonderes machen, auch wenn du kein Japanisch sprichst. Hier kannst du dir deine nahe Zukunft vorhersagen lassen. Wie das genau funktioniert, zeige ich dir in diesem Artikel.
Der Senso-ji-Tempel liegt im Stadtteil Asakusa. Mit der U-Bahn kannst du bis zur Asakusa Station (siehe in der Karte am Ende des Artikels) fahren. Verschiedene Linien (Tokyo Metro Ginza Linie, Toei Asakusa Linie, Tobu Skystree Linie oder Tsukuba Express) fahren die Asakusa Station an. Von hier sind es nur noch ca. 600 m zu Fuß zum Tempelkomplex.
Umso näher du dem Senso-ji-Tempel kommst, umso wuseliger wird es. Zur Kirschblütenzeit haben wir zahlreiche Frauen und Pärchen in traditioneller japanischer Kleidung gesehen, die zu diesem Tempelkomplex pilgern, um kleine Fotoshootings zu machen. Auf der bekannten Einkaufsstraße Nakamise-dori, die direkt auf den Senso-ji-Tempel zuläuft, gibt es viele kleine Läden mit japanischen Snacks, Kunsthandwerk und touristischem Kitsch. Am Morgen oder am Abend sind die bunt bemalten Rollläden der Geschäfte eine Augenweide.
Die Nakamise-dori lädt sehr dazu ein, sich durch sämtliche japanische Süßigkeiten zu futtern. Im Senso-ji-Tempel wollten wir ja einen kleinen Einblick in unsere Zukunft bekommen. Um unser Glück vorab schon ein wenig aufzumotzen, haben wir uns in einem der kleinen Läden auf dem Weg zum Tempel kaminari-okoshi gekauft. Okoshi bedeutet im Japanischen "Glück". Es wird gesagt, dass es Glück bringt, wenn man sie im Senso-ji-Tempel isst. Diese Süßigkeit besteht u.a. aus Reismehl, Zucker und Sesam.
Eine weitere beliebte Süßigkeit, die in Japan für Gebete in Tempeln hinterlegt wird oder als Willkommens-Geschenk dient, ist Konpeito oder Kompeito. Sie ist bunt, sternenförmig und süß, da sie eigentlich nur aus Zucker besteht. Aber ehrlich gesagt auch ziemlich lecker :-)
Mehr japanische Süßigkeiten und Snacks findest du in diesem Artikel.
Auch wenn der Senso-ji-Tempel wirklich von Japaner*innen und Touristen gleichermaßen hoch frequentiert wird, hast du hier die einmalige Möglichkeit, dir durch omikuji deine Zukunft vorhersagen zu lassen. Omikuji ist ein Papier, auf dem deine Zukunft in veschiedenen Lebensbereichen - Beruf, Liebe/Ehe, Wohnung/Hause etc - beschrieben wird. Insgesamt gibt es sieben Ergebnisse des omikuji im Bezug auf deine Zukunft. Das beste was du ziehen kannst, ist daikichi (größtmögliches Glück). Das schlechteste ist daikyou (größtmögliches Pech). Wenn du daikyou ziehst, brauchst du aber nicht weinend wegrennen. Natürlich haben die Japaner*innen eine wunderbare Möglichkeit, um mit dieser Hiobsbotschaft umzugehen. Hierzu später aber mehr.
Wie du an ein omikuji im Senso-ji-Tempel kommst, beschreibe ich dir jetzt.
Wo genau musst du jetzt im Tempel hingehen, um mehr über deine Zukunft zu erfahren? Vor dem Hauptgebäude des Tempels gibt es einen großen Stand mit vielen Holzfächern - ein bisschen wie in einer alten Apotheke. Außerdem musst du dich nur auf dein Gehör verlassen, wenn du den Ort suchst, um deine Zukunft vorherzusagen. Da wo unaufhörlich Klappergeräusche zu dir dringen, bist du richtig. Was das für Geräusche sind, siehst du gleich.
Bevor es losgeht, musst du für dein omikuji im Senso-ji-Tempel 100 yen bezahlen. Das sind ca. 86 cent. Die 100 yen wirfst du selbst in die Geldbox ein.
Jetzt nimmst du die 6-eckige silberne Box vor dir in die Hand und schüttelst sie. Nun weißt du auch, wo die ganzen Klappergeräusche herkommen, denn in der Box befinden sich 100 Bambusstäbchen. Die Spannung steigt!
Du schüttelst die Box so lange, bis aus dem kleinen Loch oben auf der Box ein Bambusstäbchen herausfällt. So ein Stäbchen heißt mikuji-bo. Auf diesem befindet sich auf Japanisch eine Zahl. Ich hatte zum Beispiel die 53 (五十三) gezogen.
Jetzt kommt die herausfordernste Aufgabe: Du musst deine japanische Zahl auf einer der 100 Hölzfächer vor dir wieder finden. Das kann vielleicht etwas dauern. Mir hat sofort ein enthusiastischer Japaner geholfen. Mit etwas Geduld ist es aber auch kein Problem, dein richtiges Holzfach zu finden - du musst einfach die Zeichen auf dem Stäbchen und den Holzfächern abgleichen.
In deinem Holzfach nimmst du dir dann dein omikuji - also den Zettel mit deiner Vorhersage - heraus. Und Spannung, Trommelwirbel ... ich habe ein "good fortune" omikuji gezogen :-) Mit poetischen Worten wird zunächst auf Englisch meine Zukunft beschrieben. Ich muss mir also erst einmal keine großen Sorgen um Beruf, Gesundheit, Haus, Liebe etc. machen.
Wenn du eine positive Vorhersage hast, kannst du deinen Zettel mitnehmen, sodass dich dein Glück weiterhin begleiten wird. Wenn auf deinem Zettel keine positive Vorschau steht, gibt es eine Lösung. In vielen Tempeln in Japan sieht man immer wieder Papierzettel, die an Äste von Bäumen oder bestimmte Konstruktionen mit Bändern oder Stangen geknotet wurden. Dies sind die omikujis mit negativen Vorhersagen. Wenn du diesen Zettel dort festknotest, wird dich das Pech nicht begleiten und quasi vom Wind weggetragen. Du bist also deinem Schicksal nicht einfach ausgesetzt. Es kann dir gewisse Aspekte im Leben, die dir wichtig sind und in denen es vielleicht gerade nicht so rund läuft, noch einmal bewusster machen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass du ein Hölzchen mit negativer Vorhersage ziehst, liegt übrigens bei 30%. Der Senso-ji-Tempel folgt den ursprünglichen Regeln mit 30 "Pech-Bambusstäbchen" in einer Schüttelbox.
Nach diesem besonderen Erlebnis kannst du noch durch die weitläufige Tempelanlage schlendern. Vor dem Tempel befindet sich ein großer Kessel mit Rauch. Viele Japaner*innen glauben, dass der Rauch gesundheitliche Wirkung hat und versuchen sich mit ihm "einzuhüllen".
Zur Kirschblüte gibt es um den Tempel herum immer wieder schöne Plätze, die die Menschen als Fotomotiv nutzen. Hanami - die japanische Tradition der Kirschblütenfeste - wird in Japan von Ende März bis Anfang April regelrecht zelebriert.
Ein wirklich schöner Kirschblütenort ganz in der Nähe des Sensoji-Tempels ist der Sumida Park direkt am Fluss Sumida. Der Park ist nur 500 m vom Tempel entfernt und bietet zum einen zahlreiche Kirschbäume und außerdem einen tollen Blick auf den bekannten Turm Tokyo Sky Tree. Einen Einblick in die Kirschblütenzeit im Sumida-Park gebe ich dir in diesem Artikel.
Im Chochin Monaka (genauer Standort siehe die Karte am Ende es Artikels) wird eine traditionelle japanische Süßspeise etwas umgewandelt. Monaka sind Waffeln, die traditionell mit einer süßen Bohnenpaste gefüllt sind. An diesem kleinen Stand (ca. 250 m vom Tempel entfernt) in der Nähe der Einkaufsstraße Nakamise-dori gibt es sie stattdessen mit einer Eiscremefüllung. Hier kannst du Geschmacksrichtungen wie zum Beispiel matcha (grüner Pulvertee, kuro-goma (schwarzer Sesam) oder passend im März/April mit Kirschgeschmack probieren.
Mehr japanische Süßigkeiten und Snacks findest du in diesem Artikel.
Hier noch einmal unsere Stationen in Asakusa im Überblick:
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